Food-Mafia - wehren Sie sich gegen die skrupellosen Methoden der Lebensmittelindustrie by Campus

Food-Mafia - wehren Sie sich gegen die skrupellosen Methoden der Lebensmittelindustrie by Campus

Autor:Campus [Vollborn, Marita; Georgescu, Vlad D.]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 978-3-593-42534-4
veröffentlicht: 2014-10-12T16:00:00+00:00


4 Pflanzenbau abstrus

Soja, Reis und Baumwolle als Geschäftsmodell

Die Meldung kam zwischen den Nachrichten zur Ukraine-Krise und dem Freispruch für Christian Wulff. Arla Foods, dessen Produkte Verbraucher aus dem Supermarkt-Regal kennen, hatte sich im Februar 2014 entschlossen, sogenannte RTRS-Zertifikate (RTRS = Round Table on Responsible Soy) zu kaufen, und zwar für das gesamte von den Arla-Landwirten in Dänemark, Schweden, Großbritannien, Belgien und Luxemburg verwendete Soja im Kuhfutter. Auf diese Weise wollte Arla »eine verantwortungsvolle Sojaproduktion in Südamerika« unterstützen.388 Der Vorstoß für eine bessere Sojaproduktion verdient Beachtung. Denn bei Arla Foods handelt es sich um ein globales Molkereiunternehmen mit über 13500 Milchbauern aus Schweden, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Luxemburg. Seine Produkte vertreibt Arla in mehr als 100 Ländern weltweit, das Unternehmen gilt als größter globaler Hersteller von Molkereiprodukten in Bioqualität. Auch in Deutschland ist Arla eine feste Größe im Lebensmittelmarkt. Nach dem Zusammenschluss mit der Milch-Union Hocheifel eG 2012 avancierte Arla zum drittgrößten Molkereiunternehmen der Republik.

Wenn sich Food-Hersteller dieser Dimension des Themas Soja annehmen, hat das seine Gründe: Der globale Sojaanbau gilt als ökologisches und menschliches Desaster. Wer sich von den bisherigen Praktiken der herkömmlichen Sojaproduktion nicht deutlich distanziert, dem drohen Imageverlust und, weitaus schlimmer, ein Boykott durch die Verbraucher.

Tatsächlich symbolisiert der globale Anbau von Soja ein gigantisches Problem. Er ist Sinnbild für die enorme Macht weniger Agrogiganten – mit weitreichenden Folgen für Mensch und Umwelt. Seit Jahren schon kritisieren Umweltschutzorganisationen und Bio-Anbauverbände die Rahmenbedingungen des Sojaanbaus. Abholzungen, Ausbeutung und der Einsatz von Pestiziden sind dabei nur die landläufig bekannten Argumente der Kritiker. Wirtschaftliche Abhängigkeiten und gesundheitliche Auswirkungen durch den Verzehr der Gentech-Sojabohnen sind in der Öffentlichkeit weitaus weniger bekannt, aber nicht minder dramatisch.

Zunächst die Fakten: Rund 70 Prozent der weltweiten Sojaproduktion dienen dem Einsatz als Viehfutter, lediglich zwei bis drei Prozent stammen aus »einer als verantwortungsvoll zertifizierten Produktion«, wie Arla Foods kritisch anmerkt. Während in Schweden nahezu 70 Prozent des Sojas im Viehfutter aus zertifiziertem Anbau stammen, sind es in Dänemark nur sieben Prozent. In Deutschland ist der Anteil des »guten Soja« vernachlässigbar. Um welche Dimensionen es sich beim Soja-Anbau handelt, wird deutlich, wenn man beim Beispiel Arla Foods bleibt. 480000 Tonnen setzen dort Landwirte jährlich in Form von Kuhfutter ein – doch selbst diese gigantische Menge macht lediglich 0,18 Prozent der weltweiten Produktion aus.

Doch die Sache mit den Zertifikaten hat einen Haken. Denn der RTRS ist eine Initiative mehrerer Interessengruppen, zu denen Großunternehmen aus der Lebensmittelindustrie gehören: Monsanto, ADM, Ahold, Carrefour, COOP, Danisco, FrieslandCampina, Lantmännen, Marks & Spencer, Nestlé, LRF Mjölk und Unilever.

Die bereits in den 1990er-Jahren erbittert geführte Debatte um die Grüne Gentechnik stand 2011 mit einem Mal und für viele völlig unerwartet erneut auf der politischen Agenda. Auslöser der neu entfachten Diskussion war die Zulassung einer Herbizidtoleranztechnologie für Sojabohnen, die Bayer CropScience in Argentinien erhalten hatte. Die sogenannte Liberty-Link-Technologie macht Pflanzen tolerant gegen das Herbizid Glufosinat-Ammonium und ermöglicht dem Agrokonzern zufolge »eine effektive und umfassende Unkrautkontrolle«.

Allein das wäre vermutlich kaum aufgefallen. Doch nur einen Tag vor der Zulassung erteilte das Europäische Patentamt dem Unternehmen ein umfassendes Patent



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